222km davon 42km Feldweg und eine Herde Hirsche

…wo soll ich denn heute anfangen? Das ich Glueck mit dem Wetter hab, Schottland einfach genial ist, die Strassenbeschaffenheit durchaus „abwechslungsreich“, mir kalt ist oder warum alleinreisen unterhaltsam fuer Schafe ist? Na das vielleicht zum Schluss 🙂
Heute gings 222km von Inverness nach Durness, dem nordwestlichsten Oertchen in Schottland. Nach den Tips des netten Mechanikers von gestern, hatte ich die Route ja nochmal geaendert und bin nicht wie ursprünglich gedacht die Ostkueste entlang ueber Wick sondern sozusagen mittendurch ueber Bonar Bridge und Lairg gefahren.
Im Parkhaus die dicke Lady begruesst und dann das Anzieh-/Pack-/ Verzurrritual…ich wuerd mir ja gern mal dabei zuschauen….fuehlt sich wie ne halbe Ewigkeit an, aber lieber mit Ruhe und Zeit, als spaeter alle 5 Minuten stehen bleiben und nachjustieren. Und mittlerweile hab ich ne Routine entwickelt, dass es mir nicht mehr passiert, dass ich, wenn alles sitzt, der Helm drauf ist, ich feststell, das die Ohrstoepsel noch in der Jackentasche unter der Regenjacke sind ?
Bei bestem Wetter ging es also los, blauer Himmel, Sonnenschein..schon wieder ?

Vorher noch einen Abstecher nach Fortrose um zu schauen, ob ich evtl Delphine sehe – aber die hatten wohl anderweitig zu tun ?
Ist ganz nett dort, wenn man Zeit hat lohnt sich der Abstecher, aber extra hinfahren wuerd ich nicht.

Nach dem schnellen Weg ueber die A9 raus aus Inverness, gings dann auch schon wieder links ab auf die A836. Beim Abbiegen und dem Blick auf die Strasse der Gedanke: och neeee, nicht schon wieder…. das Geruckel und Gezuckel und staendig an der Kupplung…ich hab langsam Trizeps wie Popeye Bizeps ? Aber der Gedanke war ganz schnell weg, denn je kleiner die Strasse, desto grossartiger die Landschaft…das ist meine persönliche Gleichung fuer Schottland ?
Es ging immer hoeher und wurde immer karger und der Wind pfiff gewaltig… irgendwann warens dann mal ca 42km „Feldweg“…. ich dacht mir: bin ich der einzigste Mensch auf der Welt??? Aber gluecklicherweise kam dann doch so ab und zu mal ein Auto entgegen ?
Hinter jeder Kurve eine neue Szene, Berge, Wiesen, Lochs und irgendwann auf einmal ne ganze Herde Wild, Hirsche, Rehe… ich bin dann stehen geblieben, Motor aus, hab mich zurueckgelehnt und zugeschaut. Und die haben mich angeschaut – wuerd gern wissen, was die sich gedacht haben ?


Dann auf einmal, hinter der naechsten Kurve: Regenwolken…mit dem Timing klappts ganz gut – Regensachen an, losfahren und schon gehts los…. so ein richtig schoener Spruehregen…gefuehlt durchs Schwimmbad gefahren ? Und dann, vor mir: das Meer und die Kueste… unbeschreiblich – da passt der Regen einfach dazu!

Nach etwas mehr als 4,5 Stunden Fahrt war ich dann da, an meiner Jugendherberge… die hatte ich im Internet gesehen und da musst ich einfach hin…und so wie sie dort aussah, ist sie auch…im Prinzip eine Baracke, aber eine saugemuetliche!

Leider war ich etwas zu frueh dort, da erst ab 17 Uhr jemand da ist – dabei hatte ich mich soooo auf eine heisse Dusche gefreut… Also bin ich, zum Aufwärmen ins Smoo Cave Hotel und hab dort gleich Mittag- und Abendessen erledigt. Danach gings ab ins Hostel, heisse Dusche und dann nochmal die Regenkombi an und zur Smoo Cave runter gelaufen. Eine Tour in die Hoehle ging nicht mehr, das geht nur von 11-16 Uhr, aber auch so ganz nett zum Fuesse vertreten, wenn man schon mal da ist.

Von dort bin ich noch ein bissl ueber die Wiesen gestapft und hab aufs Meer geschaut. Ein bissl Sport hab ich dann, zur Belustigung der anwesenden Schafe auch noch gemacht: Platz zum Handyabstellen suchen, Selbstausloeser druecken, rennen, hinsetzen, hoffen das es rechtzeitig war, aufstehen, gucken, von vorn und dabei drauf achten nicht in den Schafskoeddeln zu landen ?

So, und nun sitz ich hier, ganz gemuetlich aufm Sofa mit nem Tee, plane den morgigen Tag und sortieren meine Eindruecke der letzten Tage.. und vom Bett aus, kann ich durchs Fenster das Moped sehen 😉

Ganz schoen viel, was man so zu sehen bekommt…
Und fuer alle, die Respekt vor dem Linksfahren haben: es ist echt nicht schlimm… problematisch wirds nach ein paar Tagen, wenn man sich dran gewoehnt hat…dann passt man naemlich nicht nehr so drauf auf und faellt in „die Routine“ zurueck und findet sich nach dem Losfahren nach dem Fotomachen auf einmal auf der rechten Seite wieder…aber gluecklicherweise kann man hier ja weit genug gucken ?
So, viel Text mal wieder heute, aber auch wenn es kilometermaessig zwar wenig war, war es super abwechslungsreich und auch fordernd mit vielen tollen Eindruecken 🙂
Hier der Link zur Calimoto-Tour: https://m.calimoto.com/t/y0YBpaJut4